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The Truth!
#2
[brief=Pergament, 850]

Ein Jahr lang Winter

(Von der Ordnung ins Chaos und zurück)

Es begann alles an einem naßkalten Tag April im Jahre 2012: Wir Abgeordneten der Kammer der Lords, Douglas MacInnes, Mortimer Percy Adipose, Rupert McIntosh und meine Wenigkeit, Arthur Collin Doyle, erhielten die Nachricht, unser Staats- und Regierungschef sei schwer erkrankt, eine Genesung könne noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
MyLord Adipose erklärte recht bald, man müsse nun "handeln zum Wohle des Staates".

Hier muss ich nun etwas erklären: Seit dem Ende der Monarchie wurde Victorien von der Kammer der Lords und einem Generaldirektor regiert, wobei den
wohlhabendsten Abgeordneten eine ihrem Vermögen und das der sie jeweils unterstützenden Bürger angemessene Stimmgewichtung zukam. Mir selbst, als Chief of Bangor, einem kleinen Dorf auf der Northern Isle, oblag also bestenfalls die Rolle eines Züngleins an der Waage.

Es ist ebenfalls wichtig zu warum Victorien diesen speziellen Weg ging: Seit dem Ende der Monarchie, seit dem der königliche Palast abgebrannt und bei diesem Brand die gesamte königliche Familie umkam, wurde Victorien von zwei Gespenstern geplagt. Das eine war die Teilung des Landes, dass andere das des Bürgerkrieges, beide durch Ansprüche der Familien des Hochadels. Ob es die Gunpowders, McSniffs, die Twoodoors, die Adiposes oder Ayles waren, sie alle hatten durch vielfältige familiäre Bande dem untergegangenen Königshause gleichermassen nahe gestanden, allesamt gleiche oder doch ähnliche Thronansprüche. Die fünf
Häuser hätten den Weg der Sezession gehen können - gottlob unterliessen sie dies jedoch, die Vernunft und die Heimatliebe obsiegten einmal mehr.

Also wurde beschlossen, jeder der Lords könne seine wirtschaftliche Potenz in die Waagschale werfen, unterstützt durch Spenden aus der Bevölkerung würde sich so ein Abbild der tatsächlichen Machtverhältnisse im Lande ergeben.

Nach den ersten Wahlen lag MyLord Hogart Carson McSniff vorne, zwar dicht gefolgt von Mortimer Percy Adipose, aber eindeutig vorne und damit zum
Generaldirektor des Commonwealth of Victoria bestimmt.

Das der Abstand zwischen MyLord McSniff und MyLord Adipose nicht grösser war, sollte sich für das Land noch als verhängnisvoll erweisen, weckten sie doch Hoffnungen auf mehr Macht bei den in den Wahlen unterlegenen Adelshäusern.

Unterlegen waren die Häuser Gunpowder, Ayle und Twoodors nur in so fern,als von ihnen niemend den höchsten Posten im Land besetzen konnte, aber natürlich waren sie in der Kammer der Lords, dem Parlament Victoriens, vertreten, galten sie doch als reich und hatten recht hohe Spenden aus der Bevölkerung erhalten,
womit ihre Sitze gesichert waren.

Gesichert schienen, sollte wohl eher gesagt werden! Denn nach dem Untergang der Monarchie geriet die Wirtschaft Victoriens ins Wanken, das Pfund verlor jeglichen Wert und selbst in der Haupstadt Gateford, einst ein internationales Finanzzentrum, verliess man sich auf den Tauschhandel. Ware gegen Ware.

Mindestens drei der 5 Familien mit dem Herzogstitel lebten aber weiter wie bisher: Bälle, Empfänge, Reisen, Speisen und Getränke aus dem Ausland. Sie lebten also auch weiterhin auf grossem Fuß, die Ayles, die Twoodors und die Gunpowders und es ging auch alles recht lange gut.

Erst viel später erfuhr man, wie die genannten Familien sich das alles leisten konnten. Es wurde Geld von einem Konto zum anderen verschoben, dabei fielen jedesmal Gebühren und Gewinne ab, Steuern wurden jedoch nicht gezahlt, um dies zu vermeiden hatten sie ja ihre Vertreter im Parlament.

Wenn aber zwar die Geldmenge eines Landes zunimmt, nicht aber die Menge an Waren und Diesntleistungen, die dieser Menge entsprechen müssten oder diese Menge an Geld schneller wächst als die reale Wirtschaft, so lässt sich dies nur für einen gewissen Zeitraum aufrecht erhalten, je stärker jedoch die Finanzwelt von der realen Wirtschaft unterscheidbar geworden ist, desto schneller bläht sich diese Finanzblase auf, bis zu dem Punkt, an dem sie platzen muss.

Zu der Zeit, als in Victorien de facto die Naturalienwirtschaft eingeführt wurde, zu eben dieser Zeit lebten die drei Häuser auch weiterhin auf grossem Fuß, waren aber praktisch bankrott und lebten von geliehenem Geld und ihrem guten Namen.

Im September 2011 war es dann soweit: Die Finanzwelt Victoriens kollabierte gänzlich, die Ayles, Gunpowders und Twoodord verliessen über Nacht ihre Heimat und ihre Schlösser. Von wem sie die hohen, aber eigentlich schon damals wertlosen Geldbeträge geliehen hatten, sollte sich erst sehr viel später zeigen... [/brief]


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The Truth! - von Arthur Collin Doyle - 29.12.2016, 22:37
[Kein Betreff] - von Arthur Collin Doyle - 29.12.2016, 23:06
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