12.05.2016, 13:24
[brief=Pergament]Innerhalb des Hafenviertels wendete ich zum Burgberg, zur Akropolis der Stadt. Treppen winden sich vom Hafen aus dorthin, auf halber Strecke biegt eine kleine Seitengasse ab, in die ich nun ging. Am Ende dieser Gasse befindet sich die kleine aber schmucke Kirche der hiesigen Gemeinde.
Empfangen wurde ich vom Gemeindepfarrer, Athanasios Publienus Gallus, ein freundlicher älterer Herr, ein wenig zur Wohlbeleibtheit neigend, er wird mir dies nicht übelnehmen, den weltlichen Genüssen durchaus zugetan. Was ich ausdrücklich begrüsse, denn Gott gab uns die Welt nicht nur zum angucken.
Athanasios hatte mir sein eigenes Schlafzimmer, in dem er für gewöhnlich mit seiner Gattin zu nächtigen pflegte, grosszügig herrichten lassen. Ich lehnte dieses überaus freundliche Angebot aber ab, ich möchte generell meinen Mitmenschen keine Unannehmlichkeiten durch meine Anwesenheit bereiten, dass ist nicht die Aufgabe des Oberhirten!
Am Ende und nach langem Hin und Her machte mir Athanasios, gemeinsam mit seiner Gattin Euphrania, ein schlichtes Kämmerlein zurecht. Ein Bett, ein Tischchen, ein Stuhl dazu und sogar ein kleines Bücherregal, darinnen sich Werke der Klassiker von Sostramus bis Herodotos befanden. Nach der Seereise für mich das Paradies auf Erden!
Beim Abendessen, es gab Fisch mit Garum, dazu Kichererbsen und Fladenbrot, alles frisch im Hause zubereitet (wovon schon den ganzen Nachmittag die herrlichsten Düfte gekündet - und mir den Mund wässrig gemacht hatten) und hübsch auf dem schlichten Holzbohlentisch inmitten der grossen Küche angerichtet, erzählte mir der Pfarrer von seinen Sorgen und Nöten. Vorwiegend finanzieller Natur, denn die Gemeinde ist, wie eingangs schon erwähnt, nicht sehr gross und damit nicht sehr reich.
Vom nicht ganz dichten Kirchendach war die Rede, von den Kosten für die Fussbodenheizung etc. Sorgen, die ich kannte und von denen ich oft gehört hatte. Aber auch von einem Streit zwischen zwei Jungen in der Stadt Seleucia in Vitellia: einemjüdischen Jungen und einem aus seiner Gemeinde.
Hier möchte ich nicht unerwähnt lassen, warum ich in Antiocheìa gewesen war: Ich war auf Betteltour!
Ihre Majestät, die Königin von Syrene, Arsinoé VII mit Namen, war noch nie knauserig, wenn es um Spenden - auch nicht, wenn es um Spenden für Andersgläubige ging! Und also bettelte ich um Spenden für den Erhalt der Hagia Sophia an, jener grossen Kirche in Justinianopolis, die eben nicht nur gross, sondern auch kostspieleig ist.
Die Königin wird mir vergeben: Ich zweigte einen Teil des Geldes für die Gemeinde in Seleucia in Vitellia ab. Das Dach der Kirche kann nun neu gedeckt, die Kosten für die Fussbodenheizung können bezahlt werden.
Anderntags kümmerte ich ich um den vermeindlichen Glaubensstreit. Gemeinsam mit dem örtlichen Rabbiner der jüdischen Gemeinde, Saulus ben Gurion, nahmen wir die Jungen in Anwesenheit ihrer Väter ins Gebet. Und siehe da: Es ging nie und zu keiner Zeit um einen Streit zwischen einen Juden und einem Christen, sondern um einen Streit um einen Fussball. Ein Sturm im Wassergles, gottlob!
Die Väter zogen den Jungen, verbal natürlich nur, die Ohren lang, reichten sich die Hände (die Jungen auf die Anwendung von Nachdruck hin ebenfalls) und der Streit war vom Tisch. Der Rabbi und ich stifteten hernach noch je 5 neue Fussbälle für die Jungenmannschaften, damit es nie mehr zum Streit um solche Kleinigkeiten gehen solle. Ein Streit, der schon deshalb völlig unsinnig wäre, weil die Jungen nicht etwa religionsgetrennten Mannschaften angehören, sondern sich diese Mannschaften nach Strassenzügen bilden. Und in den Strassen wohnen sie ja allemal bunt gemischt: Die Anhänger der Kapitolinischen Trias, die Isis-Gläubigen, Mithras-Anhänger, Juden und Christen. Und alle in Frieden und Eintracht, so wie es unseres Herrn und Gottes Wille ist. [/brief]
Empfangen wurde ich vom Gemeindepfarrer, Athanasios Publienus Gallus, ein freundlicher älterer Herr, ein wenig zur Wohlbeleibtheit neigend, er wird mir dies nicht übelnehmen, den weltlichen Genüssen durchaus zugetan. Was ich ausdrücklich begrüsse, denn Gott gab uns die Welt nicht nur zum angucken.
Athanasios hatte mir sein eigenes Schlafzimmer, in dem er für gewöhnlich mit seiner Gattin zu nächtigen pflegte, grosszügig herrichten lassen. Ich lehnte dieses überaus freundliche Angebot aber ab, ich möchte generell meinen Mitmenschen keine Unannehmlichkeiten durch meine Anwesenheit bereiten, dass ist nicht die Aufgabe des Oberhirten!
Am Ende und nach langem Hin und Her machte mir Athanasios, gemeinsam mit seiner Gattin Euphrania, ein schlichtes Kämmerlein zurecht. Ein Bett, ein Tischchen, ein Stuhl dazu und sogar ein kleines Bücherregal, darinnen sich Werke der Klassiker von Sostramus bis Herodotos befanden. Nach der Seereise für mich das Paradies auf Erden!
Beim Abendessen, es gab Fisch mit Garum, dazu Kichererbsen und Fladenbrot, alles frisch im Hause zubereitet (wovon schon den ganzen Nachmittag die herrlichsten Düfte gekündet - und mir den Mund wässrig gemacht hatten) und hübsch auf dem schlichten Holzbohlentisch inmitten der grossen Küche angerichtet, erzählte mir der Pfarrer von seinen Sorgen und Nöten. Vorwiegend finanzieller Natur, denn die Gemeinde ist, wie eingangs schon erwähnt, nicht sehr gross und damit nicht sehr reich.
Vom nicht ganz dichten Kirchendach war die Rede, von den Kosten für die Fussbodenheizung etc. Sorgen, die ich kannte und von denen ich oft gehört hatte. Aber auch von einem Streit zwischen zwei Jungen in der Stadt Seleucia in Vitellia: einemjüdischen Jungen und einem aus seiner Gemeinde.
Hier möchte ich nicht unerwähnt lassen, warum ich in Antiocheìa gewesen war: Ich war auf Betteltour!
Ihre Majestät, die Königin von Syrene, Arsinoé VII mit Namen, war noch nie knauserig, wenn es um Spenden - auch nicht, wenn es um Spenden für Andersgläubige ging! Und also bettelte ich um Spenden für den Erhalt der Hagia Sophia an, jener grossen Kirche in Justinianopolis, die eben nicht nur gross, sondern auch kostspieleig ist.
Die Königin wird mir vergeben: Ich zweigte einen Teil des Geldes für die Gemeinde in Seleucia in Vitellia ab. Das Dach der Kirche kann nun neu gedeckt, die Kosten für die Fussbodenheizung können bezahlt werden.
Anderntags kümmerte ich ich um den vermeindlichen Glaubensstreit. Gemeinsam mit dem örtlichen Rabbiner der jüdischen Gemeinde, Saulus ben Gurion, nahmen wir die Jungen in Anwesenheit ihrer Väter ins Gebet. Und siehe da: Es ging nie und zu keiner Zeit um einen Streit zwischen einen Juden und einem Christen, sondern um einen Streit um einen Fussball. Ein Sturm im Wassergles, gottlob!
Die Väter zogen den Jungen, verbal natürlich nur, die Ohren lang, reichten sich die Hände (die Jungen auf die Anwendung von Nachdruck hin ebenfalls) und der Streit war vom Tisch. Der Rabbi und ich stifteten hernach noch je 5 neue Fussbälle für die Jungenmannschaften, damit es nie mehr zum Streit um solche Kleinigkeiten gehen solle. Ein Streit, der schon deshalb völlig unsinnig wäre, weil die Jungen nicht etwa religionsgetrennten Mannschaften angehören, sondern sich diese Mannschaften nach Strassenzügen bilden. Und in den Strassen wohnen sie ja allemal bunt gemischt: Die Anhänger der Kapitolinischen Trias, die Isis-Gläubigen, Mithras-Anhänger, Juden und Christen. Und alle in Frieden und Eintracht, so wie es unseres Herrn und Gottes Wille ist. [/brief]
EPISCOPUS MAGNUS ET AEDILIS IMPERIALIS μέγας λογοθέτης