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The Truth!
#1
Damit nicht durch gewisse Elemente, die sich noch nie scheuten, die Wahrheit zu ihren Gunsten zu entstellen, bewahrt Arthur Collin Doyle seine Erinnerungen an seine letzten Jahre in seiner Heimat Victorien hier in der Universitätsbibliothek zu Alba Longa auf. Zunächst beginnt der Bericht mit einer recht vollständigen Einleitung und Zusammenfassung der Ereignisse durch Angus Typestyle, seines Zeichens zur damaligen Zeit Informationssekretär Victoriens.

[brief=Pergament, 850]



Die Jahre des Winters



"Die Jahre des Winters", benannt nach einem Buch des Arthur Collin Doyle, wird in Victorien die Zeitspanne zwischen dem 25. Mai 2011 und dem 11 April 2013 genannt. Es ist ein Jahr des Chaos, dessen Ende am 10. April 2013 in dem Verlust der gesamten Geschichtsschreibung dieser Phase gipfelte.

Die Begebenheiten dieser Epoche seien hier zusammengefasst:
Es begann mit dem körperlichen Zusammenbruch des seinerzeit amtierenden Staatsoberhaupts Hogarth Carson McSniff, Duke of Meanshire. Belastet durch die Regierungsarbeit, den innen- sowie aussenpolitischen Verpflichtungen sowie den nicht enden wollenden Kritteleien seines vom Adelsrang her gleichgestellten Lord Adipose, Duke of Hunksborrow, versagte sein Körper den Dienst. Der Duke of Meanshire brach zusammen und wachte erst auf der Intensivstation wieder auf. Auf Anraten der Ärzte zog er sich somit aus der Politik zurück; die Neubesetzung der Kammer der Lords stand unmittelbar bevor und die wenigen Tage die verstreichen würden, bis auch ein neues Staatsoberhaupt gewählt werden würde, würde das Land schon auf den Duke verzichten können. Diese Annahme war ein Irrtum. Denn nun fiel die Verantwortung für den Staat dem Stellvertreter des Staatsoberhauptes zu: Lord Mortimer Percy Adipose zu.

An dieser Stelle muss der Leser darüber unterrichtet werden, daß das Haus Adipose und das Haus McSniff bis dato nicht nur familiäre sondern auch freundschaftliche Bande teilten. Die Duchess von Meanshire und Hunksborrow waren Schwestern und die Familien somit verschwägert. Aus Rücksichtsname auf diese Bande unterließ es das Staatsoberhaupt somit, den Duke of Hunksborrow von seinen Pflichten als Aussenminister zu entbinden, obwohl sich schnell herausstellte, dass dieser mit
seiner Aufgabe überfordert war. Statt dessen übernahm er auch dessen Arbeiten, bis es schliesslich zu seinem Burnout und dem damit verbundenen Zusammenbruch kam.

Nun fielen die Pflichten des Staatsoberhauptes seinem damaligen Vertreter, Aussenminister Adipose zu. Politisch unbeholfen dachte er sich, es wäre das beste, wenn Victorien mit dem damalig eng befreundeten Great Alemin, dem heutigen Alemanish Empire fusionieren würde. Unzufrieden mit dem Ergebnis setzte er sich jedoch schnell wieder für eine Trennung ein. Eine Aktion, die von Seiten des Empires konsterniert zur Kenntnis genommen wurde und zum Bruch der Staatenfreundschaft
führte, was ein deutlich verringertes Wirtschaftswachsum im Commonwealth nach sich zog. Es kann nur vermutet werden, dass diese nachteilige Entwicklung der Ereignisse Lord Adipose um Macht und Ansehen fürchten ließ. Nicht anders ist zu erklären, dass er zu diesem Zeitpunkt klarstellte, daß die Kammer der Lords nicht neu besetzt werden müsse, sondern die drei verbliebenen Lords, namentlich Lord Adipose, Lord McIntosh und Sir Doyle ausreichend seien. Sir MacInnes, der Vertraute und Berater des Hauses McSniff, hatte die Kammer zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen, um sich um seinen Duke kümmern zu können. In der Folgezeit zwischen Mai 2012 und Juli 2012 brach die Wirtschaft um 25% ein, was zu deutlichen Unruhen in der Bevölkerung führte.

Offenbar fürchtete Adipose seinen Machtverlust so sehr, dass er mit der unzulässig verkleinerten Kammer der Lords eine Ausserkraftsetzung der Verfassung
durchsetzte und zeitgleich die Anektierung verschiedener Gebiete im Norden (OIK)Jadarias veranlasste um diese zum heute bekannten Great Fenwick
zusammenzufassen (die heute zu Caledonien gehören!). Im Zuge dieser Ereignisse verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Victorien und dem Alemanish Empire, zudem Great Alemin sich mittlerweile entwickelt hatte so sehr, daß sämtliche diplomatischen Beziehungen eingestellt wurden. Eine Protestnote gegen einen Waffentest des Empires wurde auf direkte Anweisung von Lord Adipose gegen den ausdrücklichen Rat des Überbringers Sir Doyle so sehr verschärf, daß diese
Demarche die beiden Staaten an den Rand eines Krieges führte. Sämtliche Versuche Sir Doyls unter Vermittlung des Ladinischen Imperiums die Beziehungen zum Alemanish Empire wieder zu verbessern, wurden auf ausdrückliche Anweisung von Lord Adipose sabotiert und damit zum Scheitern verurteilt.

Die "guten alten Zeiten" beschwörend, wurde in der Bevölkerung durch gezielte Propaganda der Wunsch zur Rückkehr in die Monarchie geweckt. In mehreren willkürlich angesetzten, zermürbenden Sitzungen der immer noch unzulässig stark verkleinerten Kammer der Lords brachte das Haus Adipose diese letztlich dazu, die Ausrufung der Monarchie zu empfehlen. Sich seiner Rolle in diesem Drama bewusst werdend, reifte in dieser Zeit in Sir Doyle die Erkenntnis, dass seine sämtlichen Anstrengungen vergebens waren und er kehrte mit seiner Tochter Eliza Doyle Victorien resigniert den Rücken und emigrierte ins Empire.

Da Adipose somit den letzten Opponenten unter den verbliebenden Kammermitgliedern ausgeschaltet hatte und neben ihm nur noch sein Vertrauter Sir McIntosh in der Kammer der Lords vertreten war, bedurfte es nur noch eines Federstriches, um die Wiedereinführung der Monarchie zu beschliessen und die Anwartschaft seiner Familie auf die Krone zu postulieren. In einem schmucklosen Akt wurde die betagte Mutter von Lord Adipose zur Monarchin erklärt. Die politischen Fäden aber behielt
Adipose weiter selbst in der Hand.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Gesundheitszustand von Lord McSniff, Duke of Meanshire soweit wieder gebessert, dass seine Ärzte es für vertretbar hielten, dass seine Gattin, Duchess Heather Harriette McSniff, ihren Mann sanft mit den politischen Umwälzungen vertraut machte. In Absprache mit den Ärzten und dem Vertrauten des Hauses McSniff, Sir Douglas MacInnes wurde dem Duke nahegelegt, "Kur in besserem Klima zu machen". Sir MacInnes wurde ins Ladinische Imperium
geschickt, um alles für die Ankunft seiners Lords vorzubereiten. Lord McSniff indes bereitete in Victorien alles für die Transferierung von möglichst grossen Teilen seines Vermögens nach Ladinien vor. Sich bewusst werdend, dass mit der Rückkehr der Handlungsfähigkeit von Duke McSniff eine ernstzunehmende Opposition zu entstehen in Begriff war, ließ Adipose in der Nacht vom 7. auf den 8. April 2013 Dekrete und Gesetzesänderungen verabschieden mit dem Ziel, das Haus McSniff zu
enteignen und die Ausfuhr ihres Vermögens nach Ladinien zu verhindern. Mit den gleichen Beschlüssen sollten auch die Firmen und Patente des Dukes in Staatsbesitz und somit in Besitz der sog. Königsfamilie übergehen. Da er diese Gefahr im Vorfeld erkannt hatte, hatte Lord McSniff bereits vorher Vorkehrungen getroffen, durch die 100 Millionen Sterling ironischerweise unter Bewachung der Guards als Gold aus dem Land geschafft und ins Ladinische Imperium verschifft wurden. Seinen Sohn Carson Theophrast McSniff hatte er mit der Aufgabe betraut, das geistige Eigentum des Clans McSniff zu bewahren - die Patente und Entwicklungen der Northern Industries. Diese und die Tochtergesellschaft MacInnes Motors wurden kurzfristig geschlossen, sämtliche Firmendaten auf portable Datenträger überspielt und über die Neugründung einer Niederlassung im Alemanish Empire in Sicherheit gebracht. Verbliebene Datenträger in Victorien wurden vernichtet.

Indess im Ladinischen Imperium angekommen, nahm Duke Hogarth Carson McSniff Kontakt mit der dortigen Regierung auf, um mithilfe des ladinischen Kaiserhauses eine Exilregierung Victoriens auszurufen. Die Gründe für die Unrechtmässigkeit des sog. "Königreich Victoriens" detailliert darlegend, wurde diese Exilregierung
umgehend vom Ladinischen Imperium als legitime Regierung akzeptiert. Unter neuerlicher Vermittlung des Imperiums wurde kurz darauf auch das Alemanish Empire überzeugt, die Exilregierung als einzig legitime Regierung Victoriens anzuerkennen. Aus Victorien selbst hingegen drangen nach einer offenbar in einem Akt der Verzweiflung verhängten Nachrichtensperre keine Informationen mehr nach aussen. Im Inneren des Landes hingegen wurden sich vor allem die in Meanshire
stationierten Guards des Landes der politischen Situation bewusst und schlugen sich auf die Seite der Exilregierung. Dem besonderen Überzeugungsgeschick von General Downwall war es zu verdanken, dass sich ebenfalls Garnisonen der Southlands den Truppen aus Meanshire anschlossen. Seitdem tobten ein erbitterter Kampf zwischen den Guards aus Meanshire, Nerdshester und Cankerstud auf der einen Seite und den sog. "königstreuen" Guards aus Hunksborrow, der Queen Maud Isle und der Prince Edward Isle sowie den Guards aus Gateford auf der anderen Seite.

All diese Vorkommnisse können ganz ausführlich nachgelesen werden in Arthur Collin Doyles Werk "Ein Jahr lang Winter", erschienen im Alemanish Empire.[/brief]
#2
[brief=Pergament, 850]

Ein Jahr lang Winter

(Von der Ordnung ins Chaos und zurück)

Es begann alles an einem naßkalten Tag April im Jahre 2012: Wir Abgeordneten der Kammer der Lords, Douglas MacInnes, Mortimer Percy Adipose, Rupert McIntosh und meine Wenigkeit, Arthur Collin Doyle, erhielten die Nachricht, unser Staats- und Regierungschef sei schwer erkrankt, eine Genesung könne noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
MyLord Adipose erklärte recht bald, man müsse nun "handeln zum Wohle des Staates".

Hier muss ich nun etwas erklären: Seit dem Ende der Monarchie wurde Victorien von der Kammer der Lords und einem Generaldirektor regiert, wobei den
wohlhabendsten Abgeordneten eine ihrem Vermögen und das der sie jeweils unterstützenden Bürger angemessene Stimmgewichtung zukam. Mir selbst, als Chief of Bangor, einem kleinen Dorf auf der Northern Isle, oblag also bestenfalls die Rolle eines Züngleins an der Waage.

Es ist ebenfalls wichtig zu warum Victorien diesen speziellen Weg ging: Seit dem Ende der Monarchie, seit dem der königliche Palast abgebrannt und bei diesem Brand die gesamte königliche Familie umkam, wurde Victorien von zwei Gespenstern geplagt. Das eine war die Teilung des Landes, dass andere das des Bürgerkrieges, beide durch Ansprüche der Familien des Hochadels. Ob es die Gunpowders, McSniffs, die Twoodoors, die Adiposes oder Ayles waren, sie alle hatten durch vielfältige familiäre Bande dem untergegangenen Königshause gleichermassen nahe gestanden, allesamt gleiche oder doch ähnliche Thronansprüche. Die fünf
Häuser hätten den Weg der Sezession gehen können - gottlob unterliessen sie dies jedoch, die Vernunft und die Heimatliebe obsiegten einmal mehr.

Also wurde beschlossen, jeder der Lords könne seine wirtschaftliche Potenz in die Waagschale werfen, unterstützt durch Spenden aus der Bevölkerung würde sich so ein Abbild der tatsächlichen Machtverhältnisse im Lande ergeben.

Nach den ersten Wahlen lag MyLord Hogart Carson McSniff vorne, zwar dicht gefolgt von Mortimer Percy Adipose, aber eindeutig vorne und damit zum
Generaldirektor des Commonwealth of Victoria bestimmt.

Das der Abstand zwischen MyLord McSniff und MyLord Adipose nicht grösser war, sollte sich für das Land noch als verhängnisvoll erweisen, weckten sie doch Hoffnungen auf mehr Macht bei den in den Wahlen unterlegenen Adelshäusern.

Unterlegen waren die Häuser Gunpowder, Ayle und Twoodors nur in so fern,als von ihnen niemend den höchsten Posten im Land besetzen konnte, aber natürlich waren sie in der Kammer der Lords, dem Parlament Victoriens, vertreten, galten sie doch als reich und hatten recht hohe Spenden aus der Bevölkerung erhalten,
womit ihre Sitze gesichert waren.

Gesichert schienen, sollte wohl eher gesagt werden! Denn nach dem Untergang der Monarchie geriet die Wirtschaft Victoriens ins Wanken, das Pfund verlor jeglichen Wert und selbst in der Haupstadt Gateford, einst ein internationales Finanzzentrum, verliess man sich auf den Tauschhandel. Ware gegen Ware.

Mindestens drei der 5 Familien mit dem Herzogstitel lebten aber weiter wie bisher: Bälle, Empfänge, Reisen, Speisen und Getränke aus dem Ausland. Sie lebten also auch weiterhin auf grossem Fuß, die Ayles, die Twoodors und die Gunpowders und es ging auch alles recht lange gut.

Erst viel später erfuhr man, wie die genannten Familien sich das alles leisten konnten. Es wurde Geld von einem Konto zum anderen verschoben, dabei fielen jedesmal Gebühren und Gewinne ab, Steuern wurden jedoch nicht gezahlt, um dies zu vermeiden hatten sie ja ihre Vertreter im Parlament.

Wenn aber zwar die Geldmenge eines Landes zunimmt, nicht aber die Menge an Waren und Diesntleistungen, die dieser Menge entsprechen müssten oder diese Menge an Geld schneller wächst als die reale Wirtschaft, so lässt sich dies nur für einen gewissen Zeitraum aufrecht erhalten, je stärker jedoch die Finanzwelt von der realen Wirtschaft unterscheidbar geworden ist, desto schneller bläht sich diese Finanzblase auf, bis zu dem Punkt, an dem sie platzen muss.

Zu der Zeit, als in Victorien de facto die Naturalienwirtschaft eingeführt wurde, zu eben dieser Zeit lebten die drei Häuser auch weiterhin auf grossem Fuß, waren aber praktisch bankrott und lebten von geliehenem Geld und ihrem guten Namen.

Im September 2011 war es dann soweit: Die Finanzwelt Victoriens kollabierte gänzlich, die Ayles, Gunpowders und Twoodord verliessen über Nacht ihre Heimat und ihre Schlösser. Von wem sie die hohen, aber eigentlich schon damals wertlosen Geldbeträge geliehen hatten, sollte sich erst sehr viel später zeigen... [/brief]
#3
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Da waren es also nur noch zwei Häuser.

Bei ihrem "Rückzug" nahmen die Angehörigen der Häuser Twoodor, Ayle und Gunpowder leider auch einiges an nationalem Kulturgut mit, zwar natürlich in
Privatbesitz, nun aber nicht mehr in Victorien. Ein schmerzhafter Verlust.

Nur wenige Tage nach dem Verschwinden der drei Familien wurde von der Regierung eine Untersuchungskommission unter der Leitung von Generaldirektor Hogarth Carson McSniff eingerichtet, die den ganzen Schwindel aufdeckte. Als auffällig ist im Nachhinein zu bewerten, dass MyLord Adipose, neben Generaldirektor McSniff der letzte in der Kammer verbliebene Lord, sich zwar lautstark und sehr empört über den Skandal äusserte, sich aber nie an dessen Aufklärung beteiligt. Dies dürte ein Grund für die spätere Erschöpfung des Generaldirektors gewesen sein.

Direkt nach der Aufdeckung des Skandals wurde das House of Lords aufgelöst und wurden neue Wahlen ausgeschrieben, in deren Verlauf Sir Douglas McInnes und auch ich selbst, grosszügig unterstützt durch die Bewohner meines Heimatortes Bangor, zu neuen Mitgliedern bestimmt wurden. So auch ein Parteigänger der Adiposes: Rupert MacIntosh, der später als "Premierminister" noch eine unrühmliche Rolle spielen sollte.

Wie die Dinge sich allerdings entwickeln würden war damals nicht absehbar, wenngleich wir Mitglieder des House of Lords dies hätten ahnen können; Lord Adipose trug zwar den Titel eines Aussendirektors, zeichnete sich aber ansonsten durch Inaktivität aus, ein Grundzug seines Charakters.

Die aussenpolitischen Aktivitäten Victoriens beschränkten sich zu dieser Zeit auf Kontakte zum attekarischen Reich, die allerdings angesichts der inneren Probleme auf dem attekarischen Archipel im Sande verlaufen mussten.

So musste Generaldirektor McSniff in zwei Richtungen gleichzeitig agieren: Nach Aussen, indem er Kontakte zu anderen Staaten knüpfte, nach Innen, indem er den Staat neu ordnete (was seine eigentliche Aufgabe war, aber durch die Untätigkeit von Lord Adipose hintertrieben wurde).

Als schwierig, wenn nicht gar als ein unlösbares Dilemma, erwies die das "Ehrgefühl" der Adiposes. Während Lord Adipose schon bei einem ihm (meistens eingebildeten!) zugeworfenen "schiefen" Blick sich für Tage beleidigt zeigte und sich auf seinen Landsitz zurückzog, so behandelte er gleichzeitig seine Angestellten und die Mitglieder des Hauses of Lords mit einer unglaublichen Arroganz. Übrigens nicht nur er! Auch andere Mitglieder dieser Familie legten dieses Verhalten
regelmässig an den Tag.

Ein Drahtseilakt für MyLord McSniff. Nach Aussen diplomatisch bleiben müssend, im Ineren die Aufgaben anderer übernehmen und diese anderen Mitglieder des Hochadels auch noch ständig beschwichtigen müssend; Niemanden kann es verwundern,wenn der Generaldirektor letzlich zu erschöpft, ja geradezu ausgebrannt war, um sein Amt weiter wahrnehmen zu können.

Spricht man vom Platzen der Finanzblase, so muss man berücksichtigen, dass die Lords natürlich auf den Verfall des Pfundes reagierten. Sie taten es wie beinahe alle Regierungen in einem solchen Fall: Sie führten eine neue Währung ein, den Sterling.

Mit der Einführung des Sterlings ging die Einführung eines neuen Bankensystems einher. Die ROV (Royal Bank of Victoria) wurde zur BOV (schlicht Bank of Victoria), ein Umstand, von dem die Ayles, die Gunpowders und die Twoodors genaueste Kenntnis hatten und der sie wohl auch dazu brachte, beträchtliche Werte ausser Landes zu schaffen, um diese nicht, bei Überprüfung der Konten, an ihre Gläubiger zu verlieren.

Es steht zu vermuten, dass Generaldirektor McSniff nahe daran war, die Wahrheit über die Finanzmauscheleien aufzudecken. Denn es sollte sich später, erst zum Ende des Jahres 2012 hin zeigen, welche Gläubiger hinter den Schiebereien stand: Es handelte sich um Mitglieder des Hauses Adipose sowie um deren Parteigänger. Hier sei eine persönliche Anmerkung des Autors erlaubt: Sollte Generaldirektor McSniff schon damals geahnt haben, dass eines der Hohen Häuser die eigentliche Ursache für das Debakel sein könnte, ein Debakel, dem immerhin drei Adelshäuserzum Opfer fielen und damit zugleich das gesamte neue Regierungssystem
Victoriens, so wird sein schlechter gesundheitlicher Zustand, der sich dann über Monate nicht besserte, umso verständlicher!

Wie verhindert man nun die Aufdeckung eines Komplotts? Man sorgt dafür, dass der Staat in dem er stattfand nicht länger existiert und vertraut darauf, dass die neue Regierung zu sehr damit beschäftigt ist das Land neu zu ordnen, sich um daher alte Finanzmauscheleien wenig kümmert.

Oder man müsste alle Beteiligten, die etwas wissen, beseitigen.

Die Häuser Gunpowder, Ayle und Twoodoor hatten also die Bühne verlassen - und wir wissen bis heute nicht, wohin!

Aber es gab noch die McSniffs und so beschloss MyLord Adipose gleich das ganze Staatswesen verschwinden zu lassen. Die einfachste Methode wäre das vollständige Verschwinden des Staates als souveränes völkerrechtliches Subjekt - und also wurde die Vereinigung der beiden anglischen Staaten, des damaligen Great Alemin und Victoriens - beschlossen.

Die Ziele des Hauses Adipose konnten im neuen Staat nicht erreicht werden: Schiebereien zu Ungunsten des Gemeinwesens wären unter alaminischer Administration recht schnell aufgeflogen, somit hätte das Haus Adiose sehr schnell sehr belastet da gestanden.

Das Haus Adipose rechnete sich aus, ganz Victorien in seine Fänge zu bekommen, die politischen Realitäten sahen anders aus: Von Seiten der Regierung des Empires wurde eine aktive Mitarbeit am Aufbau des Gesamtstaates erwartet, während die Adiposes davon ausgingen, weiterhin Titel und Ämter tragen und gleichzeitig andere die Arbeit machen lassen zu können.[/brief]
#4
[brief=Pergament, 850]

Dieses Konzept konnte nicht aufgehen und ging denn nun auch den Weg alles Irdischen.

MyLord Adipose kündigte - im Alleingang! - die Fusion zwischen AE und Victorien wieder auf und so wurde Victorien nach drei Monaten im gemeinsamen Staatsverband wieder unabhängig. Hier sei bemerkt, dass die Regierung des Duke of Eastminster keinerlei Gewaltmittel anwandte oder diese auch nur androhte, um Victorien im Staatsverband zu halten!

Und kaum war Victorien wieder unabhängig, da tauchten allerorten Befürworter der Erneuerung der Monarchie in Victorien auf.

Man beachte: Die Häuser Twoodoor, Ayle und Gunpowder befanden sich schon längst im Ausland (oder hatten Schlimmeres durchlitten!), dass Haus McSniff war aufgrund seines eigenen Moralkodexes und der Krankheit von MyLord Hogart Carson McSniff lahm gelegt, die verbliebenen Adelshäuser nicht dem Hochadel zu zu rechnen - so blieb als Anwärter auf die Krone nur das Haus Adipose übrig.

Geschickterweise beanspruchte Lord Adipose den Thron nicht für sich selbst, sondern für seine Mutter Mildred Camilla Adipose, die als Mildred I die Regierung übernehmen sollte.

Auf diese Weise gelang dem Lord die Verabschiedung verschiedener Gesetze, die von seiner kurzsichtigen Mutter teilweise mitten in der Nacht unterzeichnet werden mussten.
Die arme Mildred Camilla Adipose! Hätte sie doch nur geahnt, was sie da tat!

Über Monate zog sich nun die endgültige Entscheidung zugunsten der Monarchie hin, aber nicht, wie man meinen könnte durch grosse Diskussionen ausgelöst, sondern durch die Haltung Adiposes: Macht ihr anderen mal!

Zwar wollte das Hause Adipose Krone und Thron, doch versank Victorien in dieser Phase seiner Geschichte in Inaktivität. Es ging weder im Inneren noch im Äusseren so recht voran, die Beziehungen zum Nachbarn und historischen Bruderstaat AE verschlechterten sich von Monat zu Monat, auch und gerade deshalb, weil Lord Adipose eine diplomatische Höflichkeit und Form von seinen aleminischen Gesprächspartnern erwartete, die er selbst jedoch nicht beherrschte.

Als dann doch die Monarchie ausgerufen wurde, durch eine Kammer, der nur noch zwei Mitglieder angehörten, Lord MacIntosh und eben Lord Adipose
selbst, denn ich war inzwischen aus dieser sogenannten "Kammer der Lords" ausgetreten und hatte mich ins Privatleben zurückgezogen, da wurde das Verhalten Lord Adiposes zunehmend pathologischer: Fast schien es, als wolle Adipose sein Regime dadurch kräftigen, dass er äussere Feinde erfand.

Das zunächst gute Verhältnis zum Reiche der Ladiner verschlechterte sich, während gleichzeitig die Verbindungen zu Kush, einem halbbarbarischen Staatswesen auf dem Kontinent Atalanta, mehr und mehr ausgebaut wurden

Wer mehr über Kush erfahren möchte, dem sei das Buch Through the Dust von Baron Eddard Pendragon anempfohlen, einem profunden Kenner dieses Landes, dessen Reisebeschreibung innerhalb kürzester Zeit zu einem Standardwerk der Geschichtsschreibung aufgestiegen ist .

Doch zurück zum leidigen Thema Adipose!

Im Nachhinein wird vieles sehr deutlich: Die Beziehungen zwischen den einstigen Verbündeten Kush und Ladinien verschlechterten sich, auch und vor allem deshalb, weil Kush in einem Anfall von Größenwahn Teile seiner (übrigens maroden Flotte) nach Caledonien entsandte. Caledonien wiederum war zu dieser Zeit in einem Bürgerkrieg gefangen und da die Königin eines Teilstaates Caledoniens, eines kleinen Landes mit Namen Anat, gleich hinter der Grenze der ladinischen Besitzungen gelegen, Hilfe in diesem Konflikt bei Kush suchte, mischte Kush sich dort ein.

Noch waren Kush und Ladinien Verbündete und so gestattete der Kaiser des IL, Marcus Flavius Celtillus, den kushitischen Verbänden das Betreten seines Territoriums, damit die Kushiten sich ihren Weg nach Anat nicht frei schiessen mussten.

Die Königin von Anat, Zenobia IV, erkannte sehr bald den Fehler, den sie gemacht hatte: Statt humanitär zu helfen, wie die Kushiten dies angekündigt hatten, sorgten sie im Gegenteil dafür, dass grosse Teile der ethnischen Minderheiten Caledoniens, die Dacer, die Denteleter, Pentapolitaner und eben auch die Anater, ihre Höfe und Besitzungen räumten und ins nahegelegne Ladinien auswanderten, wo ihnen grosszügigerweise neue Siedlungsgebiete zugewiesen wurden.

Warum nun diese kleine Abschweifung vom Thema? Das ist schnell erklärt: Während die Kushiten im Süden Caledoniens für "ethnische Säuberungen" sorgten, rief die Caledonische Zentralregierung Victorien zu Hilfe. So schliesst sich der Kreis, denn Kushiten und Victorianer arbeiteten sehr schnell sehr innig zusammen.

Nach einem bis heute nicht geklärten Flugzeugabsturz, bei dem eine der letzten Verteidigerinnen der Souveränit Caledoniens, Mannon McAllister, die die Anwesenheit ausländischer Truppen auf dem Boden ihres Heimatlandes nicht dulden mochte, statt dessen auf friedlichen Ausgleich zwischen den Ethnien setzte, ums Leben kam, "vereinigten" sich Kush und Caledonien. [/brief]
#5
[brief=Pergament, 850]

Die ladinische Regierung mochte nun die Anwesenheit fremder Truppen, die sich ja im Grenzgebiet zwischen dem Imperium und Caledonien herumtrieben und dem Frieden eher schadeten, denn das sie ihm geholfen hätten, nicht länger dulden und verwies die Truppen dieses Königreiches Kush des Landes.

Selbst dem wohlwollenden Betrachter der Geschehnisse wurde nun klar, welch niederträchtige Politik Lord Adipose betrieb!

Um im Inneren die Opposition gegen die Tyrannei klein zu halten wurde ein äusserer Feind auserkoren, der einem angeblich verwandten Volke Schaden zufügte, um dann eben dieses verwandte Volk zu unterwerfen und dessen Land zu besetzen.

Wären die kushitischen Verbände länger im Lande verblieben, sie hätten sich mit grosser Sicherheit ein Stück aus dem Kuchen geschnitten!

So kam es, dass Victorien auf der Landkarte immer noch grösser wurde, während es im Inneren immer stärker verarmte, denn bald lag die Binnenwirtschaft am Boden, da die mitlerweile schmuck- und glanzlos in ihr Amt beförderte "Königin" Mildred Camilla Adipose als "Mildred I" sich um die eigentlichen Regierungsaufgaben aufgrund ihres hohen Alters nicht so recht kümmern konnte, während ihr Sohn, Lord Mortimer Percy Adipose, sinnlos Unsummen des Volksvermögens in das Projekt Größenwahn steckte.

Zu diesem Zeitpunkt fasste ich, wie so viele andere, den Beschluss mein Vaterland zu verlassen. oder doch nicht so ganz: Es gab ja gottlob noch einen zweiten anglischen Staat, der mir zur Heimat werden sollte, eben das AE.

Aber: Gottes Mühlen mahlen langsam, aber gründlich!

Victoriens Generaldirektor McSniff genas soweit, dass er sich, dem Rat seiner Ärzte folgend ins IL zurückzog und dort sich besser auskurieren konnte.

Da das Haus McSniff natürlich auch im Ausland seinen Lebensstandard wahren wollte, lies Lord McSniff Teile seines Vermögens nach Ladinien abtransportieren . und dies, ich betone diesen Umstand, völlig legal!

Illegal war dann die Nacht- und Nebelaktion des Herrn Adipose, der rückwirkende Gesetze erlies, die das Haus McSniff praktisch enteignet hätten.

MyLord McSniff, der nun im Ausland von völlig neutraler Seite über die Vorgänge in Victorien informiert wurde, über die Einführung der Monarchie, die Einschränkungen der Meiniungsfreiheit (die Medien des Landes waren zu dieser Zeit bereits völlig gleichgeschaltet), dem Verlust weiter Teile des Volkes an Eigentum, der Aussiedelung und Ausbürgerung aller Teile der Nation, die die Adiposes nicht auf dem Thron sehen wollten, dem Aufbau eines völlig überdehnten Kolonialreiches
(neben Caledonien hatte das "Königreich" Victorien auch die Kolonie Great Fenwick erobert, reagierte nun mit einer Erklärung aus dem Ausland.

Er erklärte die gesamte Regierung, alle Erlasse und Veränderungen, in letzter Konsequenz auch die territorialen Erwerbungen in einer glanzvollen Rede als unwirksam, da nicht mit der Verfassungg des Commonwealth of Victorien übereinstimmend.

Zur Stunde, während ich diesen kleinen Bericht schreibe, tobt in Victorien ein Bürgerkrieg, der aber wohl bald beendet sein dürfte, da die für diesen Konflikt verantwortlichen Elemente ins Ausland, nach Kush geflüchtet sind.

Gott schütze Victorien und helfe unserem Lande bei seinem Bestreben wieder seinen angemessenen Platz unter den zivilisierten Nationen dieser Welt einzunehmen!

*Anmerkung des Verfassers im Dezember 2016: Zwar gelang es der neuen Regierung Victorien zu reaktivieren, jedoch war dieser Neubelebung nur eine kurze Zeit vergönnt, zu groß waren inzwischen die Schäden, so das Victorien in die Inaktivität fiel. Ein grosses, schönes Projekt, ein grosses Land war untergegangen!

Meine Tochter Eliza und ich verliessen unsere geliebte Heimat endgültig und fanden ein neues Zuhause hier, wo so vieles so viel anders - und dennoch lieb und teuer uns geworden ist. Was aus den Adiposes wurde? Nun, sie nennen sich inzwischen, in äffischer Nachahmung anderer, verdienter Kaiserreiche, nun selbst "Kaiser", bzw "Kaiserin", dennoch darf dies nicht über die wahre Identität dieser Menschen hinweg täuschen: Gleich Heuschrecken regieren sie nunmehr das "Kaiserreich" Caledonien, sind mit dem "Kaisereich" Kush verbündet - und beherrschen beinahe alle Territorien, die einstmals zu Victorien gehört hatten!*

Honi soit qui mal y pense!
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