Anthony schreibt einen ersten Entwurf für einen Artikel über sein Leben im Imperium:
Ein Föderationsbürger im Imperium
Die Ersten 18 Monate eines Metropolianers im Imperium Ladinorum
Als erster Metropolianer, der beschlossen hat, in der ladinischen Gesellschaft zu leben, musste ich viel lernen. Meine bisherige Zeit hier in Alba Longa hat mir eine große Einsicht in die ladinische Gesellschaft gegeben, eine Gesellschaft so unterschiedlich von allem, was ich als Metropolianer bisher kannte und doch hat diese Verbindung zwischen unseren Völkern Freundschaft und keine Feindschaft gebracht.
Ich betrieb viele Studien im Voraus, was unbedingt jeder Bürger der Föderation tun sollte, bevor er nach Ladinorum reist, doch keine theoretische Studie kann einen auf die Realität vorbereiten. Ich war plötzlich mit allerhand Dingen konfrontiert, die ich nie in meinem Leben kannte: Stände, Geld, Privateigentum, Religion, Monarchie, sind einige davon.
Weit mehr als 90% der Metropolianer hatten noch nie Geld in ihrem Leben angefasst, wir wissen, dass wir eine Auslandswährung haben und jeder hat welches auf seinen Namen im Wirtschaftsministerium liegen, doch wir brauchen es nie. Ich hob damals 5.859 Credits von meinem Konto ab, dennoch: Geld ist ein solch unvorstellbares Konzept für uns, wir müssen wirklich in einem Land mit Geld leben, um es wirklich zu verstehen. Ich musste allerdings sofort lernen, dass man hier ohne Geld und finanzielles Verständnis nicht überleben kann.
Wir leben in der Föderation mit der Selbstverständlichkeit, dass der Staat unsere Bedürfnisse erfüllt: Eine Wohnung oder ein Haus wird beim Wirtschaftsministerium bestellt, wir können Nahrung und Haushaltsgegenstände einfach zuhause materialisieren, wenn wir es brauchen und zu faul sind uns im Warenhaus Nahrung und Gegenstände abholen. Im Imperium gibt es außerhalb von Pentapolis keine Industrie, vieles wird zuhause hergestellt, wenn man zu faul zum Essen machen ist, muss man in ein Restaurant und kann nichts beim Computer bestellen. Man muss die Nahrungsmittel kaufen, verarbeitet im Restaurant, oder es selbst kochen, beides hat auch einen Preis, dennoch: Nichts ist umsonst!
Ich wohnte lange in der Iedi-Enklave von Alba Longa, bis ich ein Haus gekauft habe. Ich nahm eine Stelle an der Universität an, was ein recht gutes Gehalt mit sich bringt, habe ich mir sagen lassen. Die Täglichen Besuche auf dem Forum, um auf dem Markt Waren für den Lebensbedarf zu kaufen, beinhaltet viel sozialen Kontakt, ein gutes Sprachtraining und eine gute Gelegenheit die Ladiner aus erster Hand kennen zulernen.
Ladiner sind mehrheitlich religös, nur in Pentapolis überwiegen Atheismus und ungöttlicher Glaube. Ich lernte Christen, Pagane und Juden kennen, ich lernte Religionen zu tolerieren, auf meinem Grundstück befand sich beim Kauf gar ein Schrein, der von einem alten Mann gepflegt wird, ich habe diesen Schrein bislang nie aufgesucht, auch wenn ich den alten Herrn öfter zum Tee und Posca einlade und mit ihm spreche.
Wenn es ein Konzept gibt, dass uns fremder ist, als Geld und Kapitalismus ist es Religion. Vor 400 Jahren legten wir den Glauben an übernatürliche Wesen endgültig ab, vor über 700 Jahren waren mindestens zweidrittel unserer Gesellschaft schon Atheisten. Der Glaube an Götter und göttliche Wesen ist uns fremd, es widerspricht sämtlichen Naturgesetzen, wir glauben auch nicht an Determinismus oder lassen uns irgendwelche Lehren andichten. Die Ladiner glauben tief an ihre Gottheiten, an den Willen ihrer Götter und der Gesellschaftslehre, die ihnen ihre Götter auferlegt haben. Sie tolerieren jedoch nicht-pagane Religionen und auch Atheismus, anders als viele in Kush, ein Staat jenseits der Nordgrenze Ladinorums.
Pluralismus wird in Ladinorum hoch geschätzt, die Ladiner akzeptieren die vielen Glaubenssysteme im Imperium, die verschiedensten Lebensweisen im Reich und auch die politischen Ideologien. Es gibt Adel im Reich und seinen Föderaten, Bürger, Ritter und Adel leben in Einheit und Vielfalt miteinander, die Stände sind meist gar durchlässig. Die Volksrepublik Pentapolis, ein sozialistischer Schwesterstaat der Föderation, wird genauso hoch geschätzt, wie das Königreich Comagena: Eine Absolute Monarchie. Das Imperium selbst ist eine Parlamentarische Dyarchie. Es regieren seit beginn des gewählten Senates Konservative, Liberale und Sozialisten in einer Allparteienregierung, stets mit progressiven Regierungsprogrammen. Ich freue mich schon, als Bürger des Reiches, in den nächsten Wahlen unsere Bruderpartei ASUL wählen zu dürfen.
Die Anpassung an das Leben im Imperium ist schwer, doch machbar, inzwischen bin ich Religion, Stände und Geld gewohnt, doch glaube ich, dass ich zwischen Pentapolis und Alba Longa hin- und herpendeln werde, wer im Kommunismus aufwächst, der gewöhnt sich nie an kapitalistische Systeme, wie viele Schranken dieses System auch haben mag.