In der syrenischen Gesandtschaft beim Palatin.

[Lord Reis]

Handlung:
Reis unterdrückt ein Gähnen

Ahja. Interessant.

Äh, aber ich bin nicht gerade ein großer Historiker, muss ich gestehen. Könnt ihr das Wesentliche zusammenfassen?

[Arcadius Flavius Aelianus]

"Sag ich ja! Geschichte ist soooo langweilig!
Also in brève: Republik erklärt Kaiserlein den Krieg, erste Schlacht bei Akkon, Kaiserlein verliert, zieht sich inseine Hauptstadt zurück, wird belagert, die Bewohner öffnen heimlich eine Pforte, Justinianopolis erobert und Manuel gefangengenommen.
Ein Jahr später: Manuel türmt, zieht in seine Hauptstadt ein, mein Onkel, nunmehr kaiserlicher Feldherr des ganzen Reiches, erobert die Stadt erneut, Manuel wird wieder festgesetzt und unter Hausarrest auf einer kleinen Insel in der Smaragdsee gestellt. Da wird es im Winter tüchtig kalt, Geschichte zu ende.
Und wozu nun dieser Exkurs in ladinischer Geschichte?"

[Arsinoë VII. von Syrene]

"Und das aus dem Munde eines Sohnes, dessen  Vater Dozent für ladinische Geschichte ist.

Lucius und Lucilla, die, wie wir wissen, ihrerseits grausame Rache an den Christen üben, werden nicht mehr lange ihre Freiheit genießen. Und wenn wir die beiden vor Gericht stellen - und sie werden vor Gericht gestellt! - müssen wir, um uns nicht Einseitigkeit vorwerfen zu lassen, auch Manuel anklagen.
Hier nun kommt Ihr ins Spiel, Lord Reis. Manuel sollte schon einen Verteidiger haben, einen wirklich Neutralen. Daher stelle ich Euch die Frage, ob Ihr jemanden, vielleicht aus Pottyland,  wüsstet, der als Verteidiger auftreten würde..."

[Lord Reis]

Anwälte gibt es bei uns - aber ich kenne keinen, der sich mit ladinischem Recht auskennt... Generell hab ich mit internationaler Strafjustiz eigentlich ziemlich wenig bis gar nichts am Hut. Alles, was da an Anträgen und Ersuchen ein- oder ausgeht, läuft über den Tisch von Lucy Auch, meiner Expertin für Recherchen und Archiv.

Handlung:
Er schüttelt den Kopf

Aber auch sie könnte nicht als Verteidiger auftreten. Ich könnte sie dafür auch nicht freistellen, dafür ist sie zu wertvoll und wichtig für mein Team.

[Arsinoë VII. von Syrene]

"Das ist sehr bedauerlich. Kenntnisse in ladinischem Recht bräuchte man allerdings nicht. Der Prozess wird ein
Präzedenzfall sein.  Solche Hochverratsprozesse hatte wir schon jahrhundertelang nicht mehr.
Vor 800 Jahren hätte man Manuel einfach den Säbelzahnkatzen zum Fraß vorgeworfen...heute geht das natürlich nicht mehr...

...eigentlich äußerst bedauerlich..."

Handlung:
Hat sie die letzte, halblaute Bemerkung tatsächlich getan?

[Lord Reis]

Verzeih - im syrenischen Recht kennt man sich bei uns auch eher weniger aus. Und einen Prozess ohne Rechtskenntnisse in so einer wichtigen Rolle zu begleiten erscheint mir wie ein wahrer Spießrutenlauf.
Gerade ein Verteidiger sollte genau die Rechte seines Mandanten kennen. Er muss die Interessen seines Mandanten vertreten, da darf er nicht neutral sein. Das ist jedenfalls mein Verständnis eines rechtsstaatlichen, fairen Verfahrens.

[Arsinoë VII. von Syrene]

"Mit neutral meine ich nicht desinteressiert am Wohl des Mandanten. Neutral bedeutet lediglich nicht für noch gegen die politischen Ziele zu sein.
Und die Rechte des Mandanten? Die Menschenrechte stehen in unserer Verfassung an oberster Stelle, ja wir haben sie sogar auf nichtmenschliche Spezies ausgedehnt.
So hat der Angeklagte das Recht, selbst Nachforschungen anstellen zu lassen, jegliche Informationsfreiheiten, die auch jeder andere Bürger besitzt. Die Beweislast ist allerdings erdrückend. Und ladinisches Recht ist ladinisches Recht. Ein "syrenisches Recht" existiert somit nicht."

[Lord Reis]

Sind denn die Rechtsanwälte in Ladinien allesamt politisch engagiert und verfolgen dort irgendeine Agenda?

Neben den Menschenrechten stehen den Leuten oft auch spezielle prozessuale Rechte zu. In Pottyland wäre das zum Beispiel das Recht, zu schweigen, ohne dass es einem zum Nachteil gewertet werden darf. Oder das Recht auf einen Anwalt seiner Wahl, gegebenenfalls auf Kosten des Staates. Oder das Recht, bei einem Fall vor dem Schiffengericht eine Pinkelpause zu verlangen.
Das ist weit spezieller als es die allgemeinen Menschenrechte sind.

Ich verstehe Ihr Anliegen und fühle mich geehrt, dass Sie Pottyland da ins Boot holen möchten. Ich werde mich auch umhorchen, inwieweit vielleicht jemand sich dazu berufen fühlt, in dem Verfahren tätig zu werden. Doch möchte ich keine großen Hoffnungen wecken.

[Arsinoë VII. von Syrene]

"Nein, dass sind sie natürlich nicht! Aber man könnte der Regierung vorwerfen, sie habe gar kein Interesse an einem fairen Verfahren.
Das Recht zu schweigen hat der Angeklagte selbstverständlich, auch darauf, sich einen Verteidiger aussuchen zu können.
Seht Ihr, der Angeklagte macht es dem Kläger leicht: Er leugnet die ihm zur Last gelegten Taten nicht, er beharrt darauf, es sei alles sein gutes, sein gottgewolltes Recht gewesen.
Darum stützt sich die Anklage auf die Tatsache, dass er damals erst vom Senat bestätigt werden musste. Da der Senat ihn aber später abgesetzt hat, war ab diesem Zeitpunkt seine Regentschaft illegal.
Im Moment steht er unter Hausarrest - wo es ihm an nichts fehlt. Er wird gut behandelt, er kommt nur nicht von der Insel runter. Es geht nicht um Rache, es geht um Aufarbeitung. Und da kann ein Ausländer unbefangener argumentieren, als jemand, der beide Bürgerkriege selbst erlebt hat."

[Lord Reis]

Aber damit wäre eine tiefgreifende Kenntnis vom Recht des Senats erforderlich, die über das Studium des bloßen Gesetzestextes hinausgeht. Neben eingehender Kommentierung sind auch Präzedenzfälle und verschiedene Auslegungen des Textes zu erforschen.
Das weiß ich durch meinen Kontakt mit der Anwaltskanzlei Jimmy, Timmy und Hiroshi aus Potopia, bei der der Sohn des Königs in leitender Funktion ist. Allerdings ist er derzeit auf einem Sabbatical quer durch Renzia, so dass die Arbeit an seinem Partner Timotheus Birchtree Sr. hängt. Yamakuzu Hiroshi, der dritte Partner in der Kanzlei, kümmert sich vor allem um Außenakquise und pottyländisches Steuerrecht.

Ich könnte mal bei Mister Birchtree anfragen, ob er sich einem solchen Fall gewachsen sähe und die Kapazitäten dafür frei hat. Sein Sohn geht mit meiner Tochter zusammen zur Schule, sie verstehen sich sehr gut. Und ich könnte mir vorstellen, dass dessen Freundin, die junge Miss Anastasia Bait, die Recherchearbeit als freudige Abwechslung sehen könnte.

Sie ist unfassbar klug und interessiert sich für unfassbar viele Sachen. Sie hat auch in Betracht gezogen, ein Praktikum in der Kanzlei zu machen, wenn ich da richtig informiert bin.

Das wäre die einzige Konstellation, die ich für denkbar halten würde - auch wenn die Kanzlei selbst dafür neben einer Reise nach Ladinien und internationaler Bekanntheit damit ein großes Risiko eingehen würde. Denn in Anwaltskreisen wird die Verurteilung des Mandanten als Niederlage angesehen - und die scheint aufgrund des Geständnisses schon halbwegs festzustehen.

[Alexander Helios]

Handlung:
Alexander und Arcadius flüstern miteinander.

"Könnte man nicht....?"

[Arcadius Flavius Aelianus]

Handlung:
Wirkt verblüfft.

"Du meinst...?"

[Alexander Helios]

Handlung:
Flüsterflüster...

"Aber ja...!"

[Arcadius Flavius Aelianus]

"Sag Du es."

[Alexander Helios]

"Nein, Du, natürlich!"

[Arcadius Flavius Aelianus]

"Na gut!"

Handlung:
Räuspert sich und tritt vor:

"Lordi?
Wir haben da eine Idee: Wir schlagen Dich als Richter vor, nicht als Verteidiger. Der Gerichtshof wäre der Internationale Rat, die Delegierten des Internationalen Rates wären die Jury, wobei Ladinien sich der Stimme enthielte.
Du wärest der Gerichtsherr und legtest demnach die Regeln des Verfahrens fest. Manuel würde sich entweder selbst verteidigen oder von einem von Dir anerkannten Verteidiger vertreten.
Zu diesem Zwecke schlagen wir Altburg in Livornien als Gerichtsort vor, ein Verteidiger findet sich vielleicht in Turanien?"

Handlung:
*SimOff*Könnte eine schöne , internationale Sim werden.*SimOff*

[Lord Reis]

Handlung:
Er muss sich etwas zurückhalten, um nicht laut loszulachen, stattdessen lächelt er nur höflich

Dein Vorschlag ehrt mich, Arcadius. Aber ein solches Amt lässt sich nicht mit meinen unzähligen Verpflichtungen in Pottyland vereinbaren - ganz unabhängig von der Frage, was ich vom sogenannten Internationalen Rat oder dem Prinzip einer Jury halte.
Gerne würde ich euch einen konstruktiven Vorschlag unterbreiten, aber mir fällt leider keine geeignete Lösung ein oder ein Vorschlag, der zumindest in diese Richtung ginge.

[Alexander Helios]

"Nun, die Jury hätte lediglich beratende Funktion. Nicht beschliessende. Du wärest quasi der absolute Monarch des Verfahrens. Aber natürlich...Du hast dafür keine Zeit. Ich verstehe das."

[Arcadius Flavius Aelianus]

Handlung:
Schaut einigermaßen besorgt zu Alexander, legt ihm begütigend die rechte Hand auf Alexanders linke Hand.

"Sssccchh, mein Schöner..."

[Lord Reis]

Mein Steckenpferd ist nunmal die Diplomatie, die Verbindung von Völkern, der kulturelle und intellektuelle Austausch. Es liegt mir nicht, zu bestimmen oder zu verurteilen. Ich bin Politiker, Firmeninhaber, vor allem aber auch Vater einer fast volljährigen Tochter, Dozent, Student, Sportler und so vieles mehr.
Ich könnte mich diesem Richteramt nicht mit der nötigen Hingabe widmen.